12. Whiskytasting von Munich Spirits

Kaum hat das neue Jahr begonnen, schon ist es wieder Zeit für ein Tasting, wie gehabt im A Tavola in Obersendling. Nachdem beim letzten Mal der Schwerpunkt auf dem Sherryfaß lag, so steht das zwölfte Tasting unter dem Motto Rauchzeichen. Da denkt man naturgemäß als erstes an Islay, aber dieses Tasting sollte zeigen, dass auch andere Regionen zu dem Thema etwas beizutragen haben.Dass die Präsentation sowie der ganze Ablauf keinerlei Anlass zur Kritik bieten, sondern ganz im Gegenteil absolut vorbildlich waren, ist inzwischen schon eine Selbstverständlichkeit, die aber trotzdem einmal mehr Erwähnung finden soll. Der Rahmen ist eben nicht unwichtig, denn ein guter Tropfen schmeckt in der entsprechenden Umgebung und vor allem auch in der richtigen Gesellschaft einfach noch mal ganz anders. Auch die Information kam nicht zu kurz, sondern wurde unterhaltsam in das Tasting eingeflochten, so dass wir alle auch mal wieder ein wenig schlauer nach Hause gehen konnten, wie Käfer so richtig angemerkt hat.

Zu den Whiskies:

1. BenRiach, Authenticus, 21 Jahre, Originalabfüllung, 46%

Gleich der erste Whisky fällt aus der Reihe, denn er kommt aus der Speyside, die allgemein eher wenig mit Rauch in Verbindung gebracht wird. Auch wenn sich das langsam ändern mag, da rauchige Whiskies im Moment gerade sehr in sind, vor 21 Jahren war es wohl noch nicht absehbar, weswegen der BenRiach nicht unter Marketinggag abgeheftet werden sollte. Das sollte man natürlich auch aus anderen Gründen nicht, nämlich seinen „inneren“ Werten.

Die Nase findet als erstes Mal einen tiefgründigen, rauchigen Geruch, dem aber völlig das Torf fehlt. Auch eine Fruchtnote lässt sich herausriechen. Erst bin ich bei Banane, dann aber eher bei Zitrusfrüchten wie Limonen oder vielleicht auch Grapefruit.

Der Geschmack bestätigt den Geruch in diesem Fall. Eine deutlich Rauchnote, aber komplett ohne Torf, leichte Bitterkeit, nur wenig Schärfe. Der Geschmack geht tief in den Rachen und entwickelt sich sehr schön während des langen Abgangs. Der Rauch kommt eher später als auf den ersten Schluck und auch die Zitrusfrüchte finden sich wieder. Insgesamt ist der BenRiach recht ungewöhnlich und vielschichtig, dabei aber auch sehr ausgewogen und harmonisch. Ich vermute, dass man diesen Whisky den ganzen Abend trinken kann, oder dass er einem irgendwann widersteht und auch ohne, dass er zu langweilen beginnt. An diesem Abend wird er mein persönlicher Favorit.

Wenn man die letzten Tropfen im Glas mit einem Schuss Wasser kräftig verdünnt, verschwinden die Fruchtnoten übrigens komplett und ein deutliche Öligkeit setzt sich durch.

2. Caol Ila, 29 Jahre, Sherryfass, Malts of Scotland, 54%

Ich hab schon mal darauf hingewiesen, dass mein Verhältnis zu Caol Ila sehr zwiespältig ist. Ich finde die Distillery ziemlich unsympathisch (weil komplett durchindustrialisiert), aber sie bringt trotzdem immer wieder erstaunliche Tropfen hervor. Außerdem weiß man nie, was einen erwartet. Die geschmackliche Bandbreite ist bei keiner anderen Distillery so hoch.

Bei diesem hier fällt als erstes die Farbe auf. Tiefes Dunkelbraun weist schon deutlich auf das Sherryfaß hin, was sich auch im Geruch bestätigt. Der Sherry kommt hier auf alle Fälle dominanter raus als der Rauch. Leder ist meine nächste Assoziation.

Der Geschmack kommt sofort sehr wuchtig und und massiv. Kräftig, trocken, aber keine Schärfe. Als erstes setzt sich der Sherry durch, dann macht er im Abgang Platz für den Rauch. Allerdings klingt der Geschmack recht konstant ab und bietet nicht ganz so viel Nachklang wie beim BenRiach. Mit ein wenig Wasser wird er sehr rund und weich. Wenn die letzten Tropfen aufgegossen werden, kann man eine sehr starke Walnuss-Note riechen.

Schöner Whisky, heute Abend meine Nummer zwei.

3. Talisker, 20 Jahre, 1982 – 2003, Originalabfüllung, 58.8%

Weiter geht es mit der Insel Skye. Das typische für Talisker sind sein Pfeffernoten und da macht dieser hier keine Ausnahme, im Gegenteil. Schon der Geruch weist eine deutliche Gewürznote auf, die sich im Geschmack nahtlos fortsetzt. Der ist sogar richtig scharf, allerdings eben keine alkoholische Schärfe, sondern eine Pfefferschärfe und damit auch alles andere als unangenehm. Allerdings schmecke ich dahinter nicht viel anderes heraus und auch der Abgang ist recht linear und unspektakulär. Um sich bei stürmischem Sauwetter zu wärmen, ist dieser Talisker vermutlich perfekt. So im warmen Stübchen kann er mich nicht so richtig überzeugen. Wenn man die letzten Tropfen nochmal aufgiesst, verschwindet er auch vollkommen. Das reicht bei mir nur für Platz fünf.

Dann gibt es eine Pause und Platten mit Antipasti, um dem Magen mal zur Abwechslung ein bisschen was festes zu gönnen. Geschmacklich ist alles super, allerdings auch alles andere als neutral, was nicht völlig optimal für den weiteren Verlauf ist. Aber ein Genuss ist es allemal und wegen dem sind wir ja da.

4. Yamazaki, 15 Jahre, puncheon 3Q70048, Originalabfüllung, 62%

Weiter geht es mit Japan. Bislang waren meine Erfahrungen da eher enttäuschend, denn die Whiskies waren zwar nicht schlecht, aber für das, was sie bieten konnten, einfach viel zu teuer. Und richtig überzeugt hat mich da bislang auch noch nichts. Also mal sehen, was der Yamakazi zu bieten hat. Die Farbe ist sehr hell, der Geruch eher ungewöhnlich. Erst kann ich die Note nicht so richtig zuordnen, aber als einer am Tisch Lychees erwähnt, rieche ich die sehr deutlich heraus.

Der Geschmack ist dann allerdings doch wieder eine Enttäuschung. Sehr viel flacher als der Geruch, viel alkoholische Schärfe, beinahe sprittig. Klar, er hat auch 62%, aber trotzdem sollte da mehr kommen als einfach nur Brennen. Mit (viel) Wasser wird es besser, aber leider nicht spannender. Zwar kommt man damit doch noch an die Fruchtnote ran, aber alles in allem ist mir das viel zu blass. Der klar Verlierer des Abends.

5. Laphroaig, Batch 001, 10 Jahre, Originalabfüllung, 57.8%

Wenn es um Rauch geht, darf Laphroaig natürlich nicht fehlen. Für viele ist diese Distillery in der Hinsicht das Nonplusultra und für nicht wenige ist sie andererseits wieder ein absolutes NoGo, eben weil man hier den Torfgeschmack bis zu seinem medizinischen, jodartigen Extrem treibt. Nun will man den bisherigen zehnjährigen Standard-Laphi auslaufen lassen und durch einen neuen in Fassstärke ersetzen. Um genau diesen handelt es sich hierbei.

Die Farbe ist schon golden, der Geruch ist aber erstmal eine kräftige Überraschung. Wo ist das Jod? Zwar gibt es kräftigen Schinken, aber der typische, medizinische Geruch fehlt komplett. Am Geruch hätte ich das niemals als Laphroaig erkannt und ich liebe diese Distillery.

Der Geschmack geht dann in die gleiche Richtung. Zwar ist der Whisky sehr süffig und auch sehr ausgewogen, aber das, was ihn bislang ausgemacht hat, das fehlt einfach. Ganz offensichtlich schielt man hier in Richtung Mainstream und Massenmarkt und ist dafür bereit, auf das zu verzichten, was diese Whiskies ausgemacht hat: ein extremer Charakter. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Strategie wirklich aufgeht. Ich habe schon die Befürchtung, dass es Laphroaig damit ergeht wie in dem bekannten amerikanischen Werbespot, nur das dass blonde Jüngling hier das Glas mit einem ersten Gesicht abstellt und dem Barkeeper mit einem düsteren „Das ist kein Laphroaig!“ bloßstellt.

Bei mir reicht es jedenfalls auch nur für Platz vier.

6. Ardbeg, Ar2 Elements of Islay, Speciality Drinks, 58.8%

Mit dem letzten Whisky bleiben wir auf Islay bei den Nachbarn von Laphroaig, die ebenfalls für extrem getorfte Tropfen stehen. Mal sehen, ob der hier mehr kann als der vorige.

Die Optik erinnert ziemlich an Olivenöl. Das liegt zwar teilweise an der Weißglasflasche, in die er für das Tasting umgefüllt wurde, aber auch an der leicht grünlichen Farbe und der öligen Konsistenz. Der Geruch ist gleich mal deutlich typischer als beim Laphi. So muss das sein, Torffeuer, Rauchschinken, Muskelspiel. Das zeigt sich auch im Geschmack. Der Ardbeg hat richtig Kraft und zeigt das auch. Nach der Rauchexplosion im Mund kommt ein wenig später noch mal eine zweite im Rachen, die auch ordentlich nachbrennt. Mir gefällt sowas, auch wenn ich ihn für eine unabhängige Abfüllung vielleicht etwas zu wenig außergewöhnlich finde. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, hier gibt es einen verdienten dritten Platz.

Das war es auch schon wieder. Es folgt noch ein wenig gemütliches Zusammensein, dann leert sich das A Tavola wieder und wir gehen zufrieden heim. Bis zum nächsten Mal.

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