Wir bleiben in der Reihe „Abfüller stellen Whiskys aus ihrer aktuellen Range vor“. Diesmal mit Tom von Anam na h-Alba, der uns sympathischerweise lauter durchaus bezahlbare Abfüllungen mitgebracht hat. Wobei mitgebracht einmal mehr verschickt heißt, denn auch dieses Tasting findet wieder remote per Zoom statt.
Badachro, Bad na h-Achlaise, 46.0%
Wir starten mit recht neuen Destillerie und gleichzeitig mit einer sprachlichen Herausforderung, die im Deutschen schnell ausgesprochen einen eher unfeinen Klang annimmt. Aber Akustik hin oder her, interessant ist ja vor allem der Inhalt des Glases. In der Nase finde ich wenig von den Früchten und Zitrusnoten aus den Tastingnotes, auch der dort erwähnte Rauch bleibt eher im Hintergrund. Dafür gibt es sehr deutlich Weinnoten. Da wir etwas später dazu gestoßen sind, bin ich mir nicht mehr sicher, ob der hier wirklich aus dem Weinfass kommt, auf dem Label steht nur was von „Tuscan Oak“. Aber die leicht rötliche Farbe legt die Vermutung zumindest nahe, dass es sich dabei um ein Weinfass gehandelt hat. Geschmacklich finden sich ebenfalls Traubenschalen, dazu kommt hier auch der bereits erwähnte Rauch, der sich aber recht dezent im Hintergrund hält. Einen langen Abgang gibt es nicht, es bleibt eine recht leichte Süße im Mund. Weinnoten im Whisky funktionieren bei mir oft ganz gut und das ist auch hier so. Der Badachro ist kein Überflieger, aber ein ausgesprochen angenehmer Trinkwhisky, bei dem man das leere Glas direkt wieder nachfüllen möchte.
Bladnoch, Anam na h-Alba, 13 Jahre, 56.5%
Nummer zwei ist deutlich wuchtiger, mit Honig und cremiger, schwerer Süße in der Nase. Überreife Banane, Toffee und Sahnekonfekt. Im Glas verändert er sich aber auch recht schnell, erinnert zwischendrin an Haselnussgeist, bis sich dann die Cremigkeit verliert und grasigen Noten Platz macht. Im Mund lässt er die Muskeln spielen, der Alkohol ist deutlich spürbar. Die erwartete Süße bleibt allerdings aus, hier stehen fruchtige, aber klar herbe Noten deutlich im Vordergrund. Irgendwo darunter kann man die Vanillenoten des Bourbonfasses ausmachen. Auch der Abgang zieht Speichel und hinterlässt einen eher trockenen Mund. Bei den meisten kommt er sehr gut an, mir fehlt hier aber geschmacklich die Süße als Gegengewicht.
Blair Athol, Anam na h-Alba, 11 Jahre, 59.9%
Der Blair Athol kommt ebenfalls aus dem Bourbonfass, präsentiert sich aber eher anders herum als der Bladnoch. Während der Geruch eher unspannend ist und auch einen Hauch Lösungsmittel mitbringt, zeigt der sich im Mund sehr schön rund und ausgewogen. Hier kommt genau die voluminöse Süße als Gegenspieler zu herber und würziger Kraft heraus. Ein bisschen Wasser bringt nochmal ein paar neue Nuancen heraus, insgesamt ist der für sein Alter schon recht komplex und macht mir richtig Spaß.
Tormore, Anam na h-Alba, Ex-Bourbon, 12 Jahre, 62.3%
Nochmal Bourbonfass, jetzt aber mit Marzipan, der Mandelkruste auf einem Kuchen und dazu eine frische, zitronige Schärfe als Kontrast. Im Mund wirkt er deutlich milder als der Alkoholgehalt es vermuten lassen würde, mit einer schönen Würzigkeit und ebenfalls einen ausgewogenen Spiel aus süßen und herben Noten. Das geht insgesamt in eine ähnliche Richtung wie beim Vorgänger, auch wenn hier in der Nase ganz andere Aromen drin sind. Aber auch hier: mundfüllend, schon recht komplex und macht ebenfalls richtig Laune.
Speyside Blend, Anam na h-Alba, 8 Jahre, 60.6%
Die zweite Hälfte sind alles Abfüllungen, die in Sherryfässern reifen durften. Der erste firmiert unter dem Namen „Toll Wood“, dahinter dürfte sich aber ein Balvenie verbergen, der mittels Teaspooning anonymisiert worden ist. Gelagert als Quarter Cask in einem Amontillado Sherry Fass riecht man hier schon den deutlichen Unterschied. Holz und etwas Schwefel kommen klar heraus. Ich habe da irgendeine Fehlnote drin, die ich nicht festmachen kann, die mir dann aber auch den Geschmack verdirbt. Vielleicht liegt es am Keks, den ich in der Pause gegessen habe, aber dieser Whisky geht gerade gar nicht bei mir, den finde ich fast unangenehm.
Dailuaine, Anam na h-Alba, 12 Jahre, 54.8%
Auch hier gibt es ganz leicht schweflige Noten in der Nase, die aber diesmal durchaus nicht unangenehm sind. Dazu dann etwas Honig. Mit einem Olorosofass sind wir auch hier sind wir eher im Bereich trocken statt süß. Im Mund überrascht er mit einer leichten Rauchigkeit, die Assoziationen an Lagerfeuer weckt. Eindeutig besser als der Speyside, aber auch hier fehlt mir das Gegengewicht, alles in allem ist mir der zu einseitig herb.
Strathmill, Anam na h-Alba, 9 Jahre, 58.1%
Nochmal Sherry, nochmal etwas anders. Sind das Kirschnoten in der Nase? Jedenfalls geht es auch hier in die eher herbe Richtung. Hier steht die alte Ledercouch auf dem alten Teppich vor dem schweren Holzregal. Gefällt mir wieder etwas besser, aber wollen die herben einfach nicht so richtig bei mir zünden. Ich hoffe mal darauf, dass der letzte dann die Sache herausreißt.
Ardmore, Anam na h-Alba, 11 Jahre, 55.7%
Das tut er auch tatsächlich. Im Fass war Pedro Ximenez, also Sherry in der Variante pappsüß und das läuft mir dann auch wirklich besser rein. Kombiniert ist das hier mit Torf, was ja oftmals recht gut funktioniert. So ist das auch hier. Das ist nicht wahnsinnig spektakulär, aber durchaus fein, rund und gut trinkbar.
Insgesamt muss ich sagen, dass meine Sensorik in der zweiten Hälfte des Tastings etwas zu wünschen übrig gelassen hat. Für viele war die Corona-Zeit eine Zeit erhöhten Alkoholkonsums, bei mir was das allerdings eher nicht so. Die Fassstärken machen mir diesmal offenbar etwas zu schaffen. Das lag dann aber wohl eher an mir als an den Whiskys. Vor allem die erste Hälfte wusste durchaus zu gefallen, da überlege ich gerade noch, ob ich die noch anschaffen werde.
Danke an Tom und an Marco für das Tasting!