Dieses Tasting stand im Zeichen der guten Nachbarschaft. Die Single Cask Collection (Österreichs erster unabhängiger Abfüller schottischer Single Malts) war aus Linz angereist, um ihre Whiskies zu präsentieren. Alle handverlesen, alle aus Bourbon Hogsheads, alle in Fassstärke und – soviel kann man schon vorwegnehmen – alle auf einem sehr ordentlichen Niveau. Dass die Whiskies obendrein charmant präsentiert wurden, ist bei Österreichern eine gern angenommene Selbstverständlichkeit. Dazu wurde recht freizügig ausgeschenkt, was natürlich ebenso auf Gegenliebe gestoßen ist.
Veranstaltungsort war wie immer das La Tavola, da muss ich nichts Lobendes mehr dazu schreiben, denn das hab ich schon oft genug gemacht. Also weiter zu den Whiskies.
Die Eröffnung war ein Bladnoch, 1990, 21 y.o., 52,8%. Eigentlich als leichter Einstiegstropfen angekündigt, zeigte der sich in der Nase aber schon recht tiefgründig. Zwar mit wenig Alkohol, aber doch mit einer gewissen Schwere, die Whiskies im Alter gern mal bekommen. Der erste Geschmackseindruck im Mund war dann überraschend scharf mit leichten Fruchtnoten, die ich aber nicht genau festmachen konnte. Die Tipps um mich herum gingen in Richtung Ananas, was ich aber nur bedingt raus schmecken konnte. Die Schärfe hat dann recht schnell einem schmelzigen, leicht karamelligen Abgang Platz gemacht, der zwar nicht übermäßig lang, dafür aber sehr harmonisch war. In der Nachbarschaft kam der Bladnoch insgesamt nicht so gut an, ich persönlich stehe aber schon auf diese Art Whiskies. Ein bisschen komplexer hätte er vielleicht sein können, aber insgesamt würde ich mir den schon bedenkenlos ins Regal stellen.
Nummer zwei, ein Blair Athol, 1998, 12 y.o., 61,2% ging dann gleich in eine andere Richtung. Helle Farbe, scharfer Geruch mit Aprikosennoten – das geringere Alter kam gleich recht deutlich raus. Auch der Geschmack war recht kräftig und kurz, leicht krautig und eher vorne im Mund zu spüren als am Gaumen und schnell verflogen. Interessant wurde die Sache, wenn man mit der Zugabe von Wasser experimentiert hat. Ich hab bislang noch keinen Whisky getrunken, der sich dadurch so stark verändert hat wie dieser. Der Geschmack blieb sehr kräftig, hat sich aber mit jedem Tropfen weiter nach hinten verschoben. Dabei wurde er deutlich malziger und auch die krautigen Noten wurden deutlicher, allerdings mit weniger Feuer als vorhin. Nebenan wurde noch Nuss erschmeckt. Insgesamt für das Alter auf alle Fälle recht interessant.
In der dritten Runde wurde es dann recht eigenwillig. Der Benriach, 1996, 15 y.o. ist ein eher ungewöhnlicher Whisky mit recht untypischen Noten drin. Meine erste Assoziation mit der Nase über dem Glas war ein intensiver Geruch nach Holzleim und Leder und die beinahe völlige Abwesenheit von Alkohol. Andere hatten Honig (vielleicht) und grüne Banane bzw. Gurke (auf gar keinen Fall). Nach ungefähr einer Minute kamen leichte Fruchtaromen dazu, aber grüne Früchte hatte ich da nach wie vor nicht dabei. Eigenwillig ging es auch im Geschmack weiter. Ein leichtes Brennen am Zungenaußenrand und oben am Gaumen, dahinter Marzipan und Gewürze. Mit Wasser kamen dann Holznoten durch, die ihm aber überhaupt nicht gut getan haben. Trotz Fassstärke war der für mich nur pur genießbar. Fand ich alles in allem nicht schlecht, weil recht weitab vom Standard.
Einer ging noch vor dem Essen und das war dann mein persönliches Highlight des Abends. Ein Linkwood, 1984, 27 y.o.. Von der Farbe her hätte ich auf ein Sherryfass getippt, aber es waren doch nur die langen Jahre im Bourbon Hogshead, die ihn dunkel gemacht haben. Der Geruch war sehr direkt und ist ohne Abweichung gerade durch die Nase gegangen, sehr angenehm und tiefgründig, hat bei mir sofort Erinnerungen an das schwere, alte Ledersofa im B&B in Pitlochry geweckt, in dem wir vor dem brennenden Kamin saßen. Geschmacklich gab es erst krautige Noten, die dann einer schmelzigen Süße und Wärme gewichen sind. Wenig Schärfe, im Abgang dann wie wenn man ein Blockmalz-Bonbon auf der Zunge zergehen lässt. Geil! Mein Nachbar hat Gewürzkuchen ins Spiel gebracht und das konnte ich auch gut nachvollziehen.
Sehr interessant auch der Eindruck nach dem Essen. Ich hab das zweite Glas am Tisch stehen lassen und erst mal den Magen gestärkt. Danach tut sich der erste Whisky erfahrungsgemäß wahnsinnig schwer oder bricht sogar komplett ein. Aber nicht dieser Linkwood. Auch direkt nach Antipasti, eingelegtem Gemüse und kräftigem Schinken konnte er nicht nur bestehen, sondern kam sogar richtig gut. Wow! Natürlich der teuerste Tropfen im Angebot, aber dennoch brauch ich den wohl.
Offiziell ging es nach dem Essen mit einem Schwenk nach Islay weiter. Für mich war es ja nicht mehr der Erste nach dem Essen, aber bei den anderen durfte sich ein Caol Ila, 2000, 10 y.o., 59,3% dieser undankbaren Aufgabe stellen, was er wohl mehr als ordentlich erledigt hat. Den ersten Geruch fand ich sehr untypisch, denn statt Torf hatte ich vor allem überreife Banane in der Nase, die sich mehr als deutlich gegen den Alkohol behauptet hat. Nach kurzer Zeit kam dann aber doch der Schinken zum Vorschein, bis er nicht mehr zu überriechen war. Die Banane blieb aber dabei. Ganz schön eigentlich. Der Geschmack war recht kräftig, wobei der Torf aber nicht dominant war, was mir sehr gut gefallen hat. Eine leichte Bitterkeit, die den Speichel abgezogen hat, kam dann im Abgang durch. Sehr schöner Tropfen eigentlich, der erst mal etwas unspektakulär wirkt, dann aber letztlich schon zu gefallen weiß. Gut ausbalanciert und eben doch nicht so einfach wie der erste Eindruck.
Mit dem letzten offiziellen Whisky sind wir auf Islay geblieben. Ein Laphroaig, 1993, 13 y.o. ergibt meistens ganz am Schluss Sinn, da die Whiskies aus diesem Haus ja gern mal mächtig sind und Nachfolger fad erscheinen lassen. Der hier war allerdings nicht ganz so wuchtig. Im Geruch deutlicher Torf aber nicht das typische starke Jod, an dem man Laphroaig sonst erkennt. Dazu Südfrüchte, Zitrus, Papaya. Deutlich frischer als der Caol Ila davor. Geschmacklich dann sehr ausgewogen, Rauch und Schinken wunderbar eingebunden und nicht zu vordergründig, dazu hatte ich hier dann die jungen, grünen Früchte, die vor allem mit etwas Wasser deutlich wurden. Sehr harmonisch und angenehm, so elegant gibt sich Laphroaig nicht immer. Sehr schöner Abschluss.
Wobei, Abschluss ist das falsche Wort. Die Linzer waren ja nicht zum Knausern da und so gab es noch mal zwei Runden mit Besonderheiten. Die eine war die 50 Years in Trade Celebration Abfüllung von John McDougall, der wie der Name schon sagt das fünfzigste Jahr seiner Karriere in Sachen Whisky feiert. Ein Vatted Malt aus mehreren Single Malts und ohne Grain Whisky. In der Nase sehr viel Frucht und kaum Alkohol. Der Geschmack enttäuscht dann aber leider etwas. Viel Holz und deutlich unspektakulärer als der Geruch vermuten lässt. Letztlich eben das Problem so vieler Blends – keine Ecken und Kanten und wenig Entwicklung im Geschmack. Der erste Eindruck bleibt bis zum Abgang im Mund und wirkt leider etwas flach. Kein schlechter Tropfen, aber als Höhepunkt von 50 Jahren Karriere? Doch eher nicht.
Zum Abschluss konnte man noch aus zwei Flaschen mit verschiedener Ausprägung wählen und da die eine ein Bunnahabhain, 13.y.o. war, stand meine Entscheidung sofort fest. Ich bin großer Fan dieser Destille, weil sie sehr elegante Whiskies brennt. Dieser hier zeigte aber schon im Geruch ungewöhnlich viel Rauch, was eigentlich nicht dem Stil des Hauses entspricht. Hat mich deutlich an den Laphroaig von vorhin erinnert, wenn auch mit mehr Süße und Schwere dahinter. Auch der Geschmack ging in eine ähnliche Richtung, allerdings mit einem recht scharfen Abgang. Hätte ich niemals als Bunnahabhain erkannt, und auch wenn er insgesamt nicht schlecht war – ich schätze diese Destille einfach für andere Noten. Sorry, da nehm ich im Zweifel doch eher den Laphi.
So, nun war ich dann aber doch recht gut bedient, auch wenn ich den Alkohol mit großen Mengen Wasser im Magen verdünnt hatte. War aber auf alle Fälle ein sehr feiner Abend, der Lust auf mehr von der Single Cask Collection macht. Im April ist in Linz eine Messe, die von den Jungs mit veranstaltet wird und das wäre eigentlich ein guter Anlass, mal wieder einen Abstecher ins Nachbarland zu machen. Eigentlich sogar ein sehr guter Anlass.
Hallo!
Danke für die netten und offenen Worte. Wir freuen uns aug reges „Netzwerken“.
In diesem Sinne, bis April in Linz
LG
Roland
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