Dass Wein und Essen gut zusammenpassen, ist allgemein bekannt. Die Erkenntnis, dass man aber auch Spirituosen durchaus gekonnt mit Essen verbinden kann, ist allerdings weniger verbreitet. Das funktioniert aber durchaus. Wenn es sich bei den Spirituosen um Whisky handelt, der geschmacklich viele Facetten und viel Charakter besitzt, dann muss man aber schon wissen, was man am Herd macht, damit das ganze harmoniert. Mehr noch, wenn es sich bei den Whiskys um welche aus dem Hause Laphroaig und damit um Vertreter der extremeren Sorte handelt. Die Einladung zu einem Whiskydinner mit Chris Pepper und John Campbell, bei dem fünf dieser Whiskys mit vier Menügängen kombiniert werden sollten, wollte ich mir deswegen nicht entgehen lassen. Als Mitglied der Friends of Laphroaig war es ja quasi eh eine Pflichtveranstaltung für mich.
Eigentlich war das Ganze draußen geplant, auf der Terrasse der Goldenen Bar in München, schön gemütlich unter den Säulen und am Grill. Aber John Campbell hatte nicht nur Whisky, sondern offensichtlich auch das Wetter von Islay mitgebracht, wie er bereits zur Eröffnung anmerkte. Regen und Kälte sind dann doch eher wenig terrassentauglich und so wurde die Veranstaltung kurzerhand nicht drin verlegt. Was die Temperatur betrifft, war das zwar von Vorteil, allerdings mussten wir uns so die Bar mit der feierenden Schickimicki-Truppe des GQ-Magazins teilen, was auf Dauer doch ziemlich anstrengend war. Aber hilft ja nichts, wir haben uns zusammengekuschelt und John und Chris haben sich größtenteils erfolgreich alle Mühe gegeben, den Lärmpegel der Bar zu übertönen.
Zur Eröffnung gab es einen Cocktail, allerdings nicht mit Laphroaig, sondern mit Maker‘s Mark, von denen die Bourbon-Fässer kommen, die Laphroaig zur Reifung ihrer Abfüllungen verwendet. Zusammen mit reichlich Ingwer hat der schnell eingeheizt und die Anwesenden auf Betriebstemperatur gebracht. Also Zeit für den ersten Gang.
In der einen Ecke der Zehnjährige, die Signature-Abfüllung von Lahproaig. Dieser Whisky definiert den Geschmack, den man mit der Destille verbindet. Torf, Jod, etwas Früchte, leicht salzige Noten, viel Kraft. Einer der wenigen Whiskys, bei dem ich die Standardabfüllung der Faßstärke vorziehe, da mir letztere zu heftig ist. Nicht einfach, sich dazu etwas passendes zu Essen vorzustellen. In der anderen Ecke nun als Gegenspieler gegrillter Schafskäse mit Apfelscheiben im Speckmantel, auf einem Bett von Reis mit etwas Zitrone. Das war an sich schon ziemlich gut, hat sich aber vor allem mit problemlos mit dem Whisky arrangiert. Auch in direkter Kombination hat hier nichts gestört, sondern sich eher ergänzt, gegenseitig Aromen aufgegriffen und damit gespielt. Spannend und sehr gelungen.
Ein kleines Manko war, dass nicht nur der Grill (passend mit Torf befeuert) draußen stand, sondern auch die Teller. Das Essen kam also leider nur noch knapp lauwarm bei uns an, was den Genuss ein wenig getrübt hat.
Das ist vor allem beim nächsten Gang aufgefallen. Gebratener Fenchel mit Lachs und Orangenchutney, ebenfalls vom Grill. Da waren kräftige Aromen auf dem Teller und die brauchte es auch, denn der Whisky dazu war der Quarter Cask. Etwas jünger als der 10er, auch mit mehr Alkohol und in den kleinen Quarter Casks (250 l Fässern) nachgereift. Der hat mehr Power als der Zehner, bringt aber gleichzeitig auch mehr Holz- und Vanillenoten mit. Und eben auch Fenchel, den wir ja auf dem Teller hatten. Und auch bei diesem Gang muss man sagen: die Kombination funktioniert ausgezeichnet.
Hauptgang. Hierfür holen wir uns draußen eine Scheibe Sirloin-Steak aus dem Smoker, dazu Kartoffelsalat (mit einem Schuss Whisky) und Walnusschutney. Geschmacklich gut gelungen, aber das Fleisch hätte etwas Salz oder einen Hauch Sauce vertragen können. Dafür gibt es einen kleinen Abzug auf die B-Note. Dafür legt der Whisky noch mal einen drauf. Der 18jährige ist für mich das Highlight von Laphroaig. Sehr smooth, ölig und cremig, mit floralen Noten und etwas Schokolade, aber ohne den typischen Charakter der Destille zu verlieren. Großartiger Tropfen, der dem Fleisch zur Not auch die fehlende Würze bringt.
Während John von Tisch zu Tisch geht um Schwätzchen mit den Anwesenden zu halten, bereitet man sich aufs Dessert vor. Als Whisky gibt es hier den Triple Wood, der die „Verlängerung“ des Quarter Casks darstellt. Dieser wird nochmal in Oloroso Sherry Fässern nachgereift, was den Charakter recht deutlich verändert. Der Geruch erinnert mit stark an Rum und auch im Geschmack findet sich deutlich mehr Süße als bei den anderen. Dazu gibt es aber auch einige frische Noten. Ich finde den etwas schwächer als den Quarter Cask, mir geht hier etwas zu viel vom typischen Charakter verloren. Aber zum Dessert passt das gut, in diesem Fall zu Panacotta (ebenfalls mit einem Schuss Whisky) mit Zimtbirnen. Nein, das passt nicht nur gut, das passt absolut perfekt! In der Zusammenstellung könnte ich mich ein eine kleine Wanne voll reinsetzen.
Nun aber genug mit dem Lärm! Mit dem Essen sind wir durch, der Regen hat aufgehört und so gibt es den letzten Whisky draußen auf der Terrasse. Das ist nun auch das Highlight, der 25jährige. Aufgrund seines doch recht stolzen Preises kannte ich den bislang auch noch nicht und war einigermaßen gespannt. Der Geruch verblüfft erst mal, denn hier dominiert kein Torf und kein Phenol, sondern – Käse. Klingt seltsam, ist aber so. John bezeichnet ihn als „wolf in sheep‘s clothing“ und das kommt durchaus hin, denn der Geschmack hat nichts mit dem Geruch zu tun. Eine lange und komplexe Entwicklung im Mund, bei der die verschiedenen Aromen sich abwechseln, der Torf aber eher im Hintergrund bleibt. Der Geschmack ist insgesamt eher trocken, es finden sich aber auch süße Noten. Schon ein sehr sehr guter Whisky, aber ich würde trotzdem im Zweifel dem 18jährigen den Vorzug geben, weil der für mich schon ein bisschen best of both worlds ist. Was für ein glücklicher Zufall, dass von dem noch was da ist und die Reste auch verteilt werden.
Sehr schöner Abend, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Trotzdem, das Essen war sehr gut, der Whisky sowieso und sowohl Chris wie auch John waren ausgesprochen angenehme Hosts.
Thanks, guys!
I must go down to the sea today,
to the lonely sea in the sky,
and all I ask is an Islay cask,
and the friends to drink it dry.
Slà inte mhath!