26. Whiskytasting von Munich Spirits – Messenachlese

Nicht nur wir haben auf der Finest Spirits in München ein paar interessante Entdeckungen gemacht – auch die Crew von Munich Spirits hat Tropfen gefunden, die begeistern konnten. Ein gutes Motto für eine Messenachlese also.

Über die Rahmenbedingungen muss ich nicht mehr viel Worte verlieren, das habe ich bei den vorigen Berichten schon zur Genüge getan. Also kommen wir direkt zu den verkosteten Whiskys:

Die Eröffnung war ein Tamdhu, Riegger’s Selection, 24 Jahre, 1988 – Messefreitag, 57,2%, der direkt auf der Messe vom Fass in die Flasche abgefüllt wurde. Damit also quasi Whisky in seiner reinsten Form, nicht filtriert, nicht gefärbt, sondern direkt so, wie er ist in die Flasche (und kurze Zeit später in unser Glas). Das Fass war ein Bourbon Refill und auch das trifft aktuell ziemlich genau meinen Geschmack. Anfangs war ich auf Torfwhiskys aus, danach auf Sherryfassabfüllungen, aber inzwischen sind es eigentlich die „normalen“ aus dem Bourbonfass, die mich am meisten begeistern können. Keine überlagernden fremden Geschmacksnoten von Torf oder Sherry, sondern eben einfach Whisky. Und genau in diese Richtung geht dieser Tamdhu. Helle Farbe, weiches aber sehr volles Aroma mit einer ganz leichten zitronigen Frische. Im Geschmack ebenfalls vollmundig und kräftig, mit ganz leicht herben Noten und ein wenig Malz im Abgang. Mit etwas Wasser kommt das recht deutlich raus, da wird er süßlicher und erinnert fast an Bayrisch Blockmalz. Richtig feiner Tropfen und für mich einer der Gewinner des Abends.

Auch der zweite Kandidat war recht hell, obwohl er aus dem Sherryfass kommt: Balmenach, The Whisky Warehouse No 8, 10 Jahre, Octav Sherry Finish, 54,7%. Lang war das Finishing vermutlich nicht, denn auch im Geruch und Geschmack zeigt sich der Sherry nur extrem dezent. Eher ein wenig Ledernoten, auf jeden Fall herber, aber auch flacher als der Tamdhu davor, was natürlich auch dem Alter geschuldet ist. Vielleicht lag es am direkten Vergleich, aber der konnte mich jetzt nicht so richtig überzeugen.

Nummer drei ging dann schon optisch sehr klar in Richtung Sherry – Glengoyne, MoS, 13 Jahre, 1998–2012, Sherry Hogshead 12003, 52,7%. Sehr dunkel und auch in der Nase deutlich Sherryfass, aber komplett ohne die Schwefelnoten, die man hier öfters mal findet. Vom Geruch her super. Leider kann der Geschmack nicht ganz mithalten. Zwar ist die Süße sehr schön in herbe Noten eingebaut und nicht dominant, aber insgesamt ist mir der einen Tick zu eindimensional. Mit Wasser bekommt er etwas mehr Tiefe, aber das große Aha-Erlebnis bleibt trotzdem aus.

Nach diesem Trio war nun Essenspause und danach noch eine kurze Vorstellung von Stiften und anderen Accessoires aus dem Holz von ehemaligen Whiskyfässern, die ein Teilnehmer anfertigt, nach eigenem Bekunden für den Whiskybegeisterten, der schon alles hat. Optisch ziemlich gelungen, aber da wir uns vor Kurzem erst mit Füllern haben beschenken lassen, falle ich da als Kunde doch eher raus. Teure Hobbys hab ich inzwischen genug.

Also zurück zum Thema Whisky im Glas. Als Kombattant in der beliebten und altbekannten Schlacht Whisky gegen die Restaromen nach dem Essen trat an: McDuff, Berry Bro’s & Rudd, Sherry Cask, 2000-2011, 60%. Fassstärke haben heute alle, aber 60% ist natürlich schon eine Ansage. Hilft aber in der Tat, um gegen das Essen zu bestehen. Schon der Geruch ist kräftig und bringt neben Sherry noch Fruchtnoten, die wir aber nicht genau definieren können. Vielleicht Aprikose. Die Beschreibung erwähnt noch Lakritz, aber das kann keiner bei uns am Tisch darin finden. Geschmacklich ist der ebenfalls eigen und geht in Richtung Cognac. Die Süße bleibt recht dezent, der Alkohol kommt sehr deutlich raus. Auch hier können wir die in der Beschreibung gefundenen Backpflaumen nicht finden, wenn dann auch hier eher Aprikose, aber seit weit im Hintergrund. Insgesamt in etwa auf dem Niveau des Glengoyne.

Im Anschluss haben wir geschmacklich wie oftmals zum Schluss nach Islay übergesetzt: Caol Ila, Single Cask Collection, 10 Jahre, „Willi Opitz“ Homok Cask Finish, 55,3%. Die Single Cask Collection ist Österreichs einziger unabhängiger Abfüller von Einzelfässern und hat hier schon mal bei einem Tasting Whiskys vorgestellt. Unter anderem auch diesen Caol Ila, allerdings bevor er zum Finish in ein Süßweinfass von Willi Opitz gekommen ist. In der Nase finden sich erst die typischen Schinken- und Rauchnoten, dahinter aber eine Süße, die tatsächlich an Trauben erinnert. Der Geschmack ist eine ziemlich komplexe Kombination aus Torf und Süße, die wir nicht richtig zuordnen können. Mit Wasser wird es noch eigenwilliger, allerdings verliert er auch an Komplexität. Der Geruch erinnert jetzt an Orangenlimonade, im Geschmack tritt irgendeine exotische Frucht nach vorne. Möglicherweise Physalis, auf alle Fälle eine leichte Frucht, eher unreif. Insgesamt ist das wohl der komplexeste Whisky des Abends. Mir ist er aber etwas zu rauchig.

In der Richtung bleibt auch der Abschluss, ein Laphroaig, Cadenheads, 1998–2011, Bourbon Hogshead, 60,6%. Der Geruch ist voller Rauch, Meer und Salz, allerdings ohne dominantes Jod, wie man es beim Laphroaig oft findet. Obwohl er eigentlich mehr Torf und auch mehr Alkohol hat, wirkt er für mich geschmacklich leichter als der Caol Ila, was wohl am Bourbonfass liegt. Ich finde ihn eher frisch für eine Torfbombe und damit auch entgegen der Beschreibung gerade keinen Winter-, sondern eher einen Spätsommerwhisky für die ersten kühlen Abende. Gefällt mir insgesamt ziemlich gut, auch wenn er nicht ganz an den Tamdhu heranreicht.

An dieser Stelle ist offiziell Schluss, aber eben nur offiziell. Erst gibt es zum Anlass des fünfjährigen Bestehens von Munich Spirits eine ebenso inoffizielle Clubabfüllung, nämlich einen Clynelish, 11 y.o., 46% von Hart Brothers in der 0,5er Flasche. Wie schon der Tamdhu am Anfang ist das ein recht typischer Speysider aus dem Bourbonfass, aber durchaus ein feiner Tropfen. Sozusagen der gehobene Every-Day-Whisky. Das und der Anlass (wir haben die Jungs von Munich Spirits auch in diesem Jahr auf der Interwhisky in München kennengelernt) haben dann auch dazu geführt, dass ich mir davon eine Flasche mitgenommen habe.

Aber auch damit war der Abend noch nicht vorbei, denn einer der Anwesenden hat noch eine Flasche gespendet und die wusste durchaus zu begeistern. Ein Macallan, Murray McDavid, 12 y.o., 1998, Chateau Petrus Cask, 46%. Der Geruch war schon mal der absolute Überflieger. Ganz eigen und intensiv, eben nach dem Bordeaux-Fass (auch wenn ich darauf vermutlich ohne es zu wissen nicht gekommen wäre). Auch geschmacklich eine völlig eigene Note, die man mit anderen Fässern nicht hinbekommt und bei der ich mir auch extrem schwer mit der Beschreibung tue. Ganz sicher kein Whisky für jeden Tag, aber ein wunderbarer Tropfen für die richtige Gelegenheit.

Damit war es dann aber auch genug, die heutigen Whiskys waren ja auch nicht gerade von der leichten Sorte. Der Abend hat sich einmal mehr gelohnt und ich freue mich schon aufs nächste Mal!

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