Whisky ’n‘ More Bochum 2012

Schon letztes Jahr waren wir von dieser kleinen aber feinen Messe in der Gesellschaft Harmonie in Bochum ziemlich begeistert. Mit dieser Meinung waren wir offenbar nicht allein, denn diesmal war die Messe bereits im Vorfeld ausverkauft, weswegen wir nur noch durch einen Umweg überhaupt rein gekommen sind (danke an dieser Stelle an den zwerch, der uns Karten überlassen hat).
Drinnen war trotzdem nicht überfüllt, da die Begrenzung der Einlasszahlen feuerpolizeiliche Gründe hatte und somit insgesamt einfach nicht zu viele Leute in die gemütlichen Räumlichkeiten gelassen werden durften. Das ist eigentlich auch zu begrüßen, denn es vermeidet Stress. Wird aber interessant sein, wie sich das in Zukunft entwickelt und ob das zu einem Wechsel der Location und einer Vergrößerung der Messe führen wird. Aus meiner Sicht wäre das sehr schade, denn gerade die Räumlichkeiten, die überschaubare Größe und der Verzicht auf die großen Standards zu Gunsten kleiner unabhängiger Abfüller und Shops machen den Reiz dieser Veranstaltung aus.

Im Vorfeld war es eh schon fraglich, ob das mit der Messe überhaupt hinhauen würde. Denn abgesehen davon, dass sie ausverkauft war, bin ich obendrein mit einer extrem hartnäckigen Erkältung die ganze Woche flach gelegen und war auch am Samstag noch nicht völlig fit. Also langsam angehen lassen und es mit dem Alkohol nicht übertreiben, auch wenn er vielleicht noch ein paar versprengte Viren verjagen mag.

Im Untergeschoss gab es wie schon im letzten Jahr 6 Stände, die Nebenräume waren für die Tastings reserviert. Als erstes haben wir bei Mackillop’s Choice halt gemacht, die sich auf Einzelfassabfüllungen spezialisiert haben, und dort nach einer geeigneten Einstiegsdram gesucht. Pes Wahl fiel auf einen 19 Jahre alten Glen Garioch in Fassstärke (56%) von 1990. Eine wärmende Sherryfassabfüllung mit Rosinennote, die das Schietwetter draußen schnell vergessen macht. Ich hingegen wollte eher etwas leichtes zum Anfang und hab mit für einen Linkwood von 1985 entschieden. Mit 43% auf Trinkstärke reduziert, sehr fruchtig, vor allem aber mit einer deutlichen Honignote in der Nase und im Mund. Ein Frühlingswhisky für die Laube, hat mir sehr gut gefallen. Ist allerdings die letzte Flasche, ins Regal darf er also nicht.

Direkt nebendran am Stand vom Charivari hängt eine ganze Traube von Menschen, die anderen im Untergeschoss reizen uns gerade nicht, also ab in den ersten Stock. Hier gibt es auch wieder Livemusik des Barden, der schon im letzten Jahr für die akustische Untermalung gesorgt hat, und der einmal mehr immer wieder Rock- und Metal-Versatzstücke in die Folksongs einbaut. Den Mittelteil von Metallicas Creeping Death in Road To Carlow, das hat was – auch wenn es den meisten Anwesenden nicht auffällt, macht das bei uns ziemlich Laune.

Derweil betrachten wir die Auslage bei The Whisky Cask, ebenfalls Abfüllungen aus dem Einzelfass. Bei Pe wird es ein Caperdonich mit stolzen 38 Jahren. In der Nase Bienenwachkerze, später dann der Geruch alter Bücher. Geschmacklich ist er eher dezent und eigentlich auf der Messe falsch aufgehoben, denn er braucht einfach mehr Ruhe und Muße, als die Umgebung bietet. Meine Wahl fällt auf einen zehnjährigen Bunnahabhain, aus dem Sherry Refill Butt, diesmal auch in Fassstärke. Der Geruch erinnert an eine alte, schwere Ledercouch, keine Spur von Schwefel. Im Geschmack kommt der Sherry sehr deutlich hervor, erschlägt den eher eleganten Charakter der Destilliere aber nicht. Sehr schön und kommt schon mal in die engere Auswahl.

Am Stand daneben gibt es wie bereits im letzten Jahr unter anderem die komplette Range von Kilchoman, bei der wir wie üblich den aktuellen Stand verkosten, um die Entwicklung weiter zu beobachten. Die bleibt vielversprechend, wie schon die vorigen Jahrgänge zeigt sich der Kilchoman erstaunlich komplex für sein junges Alter. Dass die neu eröffnete Kleindestillerie aus dem Stand heraus so einen Treffer landet, war kaum zu erwarten. Deutlicher Torfrauch, wie es für Islay typisch ist, aber ohne alles andere zu erschlagen. Dahinter finden sich noch einige andere Noten, auch wenn wir beide nicht drauf kommen, welche genau das sind.

Nach diesem Ausflug ins Torfmoor – für mich der einzige heute – wird es Zeit für was zu essen. Statt der Küche, die beim letzten Mal mit der Besucherzahl etwas überfordert war, gibt es in diesem Jahr einen Grill auf der Terrasse. Die Auswahl beschränkt sich auf Bratwurst mit Brot, aber die schmeckt gut und schafft genug Grundlage für den weiteren Nachmittag. Nur etwas frisch ist es draußen.

Inzwischen hat sich eine kleine Lücke vor dem Stand vom Charivari gebildet und die nutzen wir. Auf die Frage, welcher Whisky jetzt nach der Wurst Bestand haben könnte, empfiehlt Manni uns einen Auchentoshan aus dem Sherryfass, abgefüllt für Malts of Scotland und ebenfalls aus einem einzelnen Fass. Leckeres Tröpfchen, mit 57,9% recht wuchtig und mit etwas Schwefel, aber nicht unangenehm. Auf alle Fälle kräftig genug, um nicht gegen die Bratwurst zu verlieren.
Pe versucht noch einen Glenfarclas von 1967, der im Portweinfass nachgelagert wurde, was für die damalige Zeit extrem ungewöhnlich war. Genau so ungewöhnlich riecht und schmeckt er auch, zuckrig süßlich, mit einer leichten Dattelnote. Insgesamt aber eher interessant als toll.
Manni lässt uns auch noch Pedro Ximenez Sherry probieren, was ebenfalls recht interessant ist. Würde ich mir nie zum Trinken kaufen, aber die Fülle von Aromen, die dann ja auch in den Whisky kommen, ist beeindruckend. Pflaumen und vor allem Rübenkraut fallen sofort auf, dahinter gibt es aber noch reichlich verschiedene Obstsorten.

Weiter zum Stand von Andy McNeill, an dem sich normalerweise auch immer trinkenswerte Tropfen finden. So auch diesmal. Bei Pe ist es ein neunjähriger Bunnahabhain Sherry Wood aus der Coopers Choice Serie. Der Geruch erinnert an einen Lederranzen, im Geschmack neben dem Sherry Schokolade und ein ganz leichter Hauch von Torf. Wunderschön und wesentlich reifer, als es sein Alter vermuten lässt. Der gewinnt letztlich auch auf ihrer Liste und darf mit uns nach Hause kommen.
Ich wähle einen elfjährigen Clynelish, McNeill’s Choice, der mich ebenfalls begeistert. Sehr klar und sauber. Ich würde sagen, der schmeckt essentiell nach Whisky, ohne große „Fremdnoten“ durch Sherryfass oder Torfrauch, sondern eben Whisky, wie Whisky schmecken sollte. Für mich ein sehr klarer Kaufkandidat.
Noch ein bisschen Fachsimpeln mit Mr McNeill, aber es ist recht viel los und jeder will was von ihm.

Zeit für eine kurze Kaffeepause. Ich spüre den Alkohol heute schon recht deutlich, ich bin eben doch noch angeschlagen. Aber eine Flasche würde ich gerne noch mitehmen und hab die richtige noch nicht gefunden. Also schauen wir mal bei der Villa Konthor vorbei, da sind wir in München ja schon fündig geworden. Dort lässt man uns erst mal einen Campbelltown Blend probieren, der eine preiswerte Alternative zu anderen hochwertigen Blends mit alten Whiskies (in dem Fall über 30 Jahre sein soll). Ist er in der Tat, aber trotzdem bleibt es eben ein Blend und begeistert mich nur mäßig. Der Geschmack ist zwar gut, mir jedoch zu geradlinig. Wie meistens fehlt mir hier die Entwicklung im Mund, der erste Eindruck bleibt bis zum Abgang weitestgehend unverändert. Nicht meins.
Stattdessen versuche ich mal einen Longmorn 13y. Ich suche immer noch nach einem adäquaten Ersatz für den regulären fünfzehnjährigen, einer meiner Favoriten, der leider ausgelaufen ist und mit dem sechzehnjährigen für mich absolut nicht gleichwertig ersetzt wurde. Der hier ist es aber leider auch nicht. Zwar ist der Geruch sehr schön, aber der Geschmack typisch Bourbonfass, kein Schmelz und damit einfach nicht das, wonach ich suche.
Pe bekommt derweil noch einen Bowmore, in dessen Fässern Weisswein nachgelagert wurde (also umgekehrt als sonst, was natürlich eigentlich den Wein interessanter machen würde). 13 Jahre ist er alt und ein schöner Islay-Whisky mit dem typischen Schinkenrauch.
Schließlich bleibt es aber doch bei ein paar netten Gesprächen und dem Kauf von Schokolade.

Zum Abschluss schauen wir noch mal zurück zu Mackillop’s Choice, denn dort hat man uns noch einen Tamdhu empfohlen, der der stark nach Fudge schmecken soll. Das klingt interessant genug, um den noch zu probieren. In der Nase hat man wirklich Toffee und Fudge, aber geschmacklich wird das leider etwas von alkoholischer Schärfe überdeckt, obwohl er nur 43% hat. Sehr schade, das wäre sonst auch ein Kandidat gewesen.
Pe probiert noch einen Dalmore aus der Montgomerie’s Single Cask Collection, in dessen Beschreibung sich „Spinat“ findet, den sie auch wirklich rauszuschmecken meint. Allerdings gar nicht übel, mit Frucht drum herum.
Aus derselben Serie finde ich letztlich doch noch meine Flasche, nämlich einen Glencadam von 1990. Wunderbarer Tropfen, viel Frucht in der Nase, Birne, ein Hauch Kokos. Im Geschmack ebenfalls Frucht, aber sehr elegant, mit einem langen Abgang. Dazu noch auf der Messe als Angebot – zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, Zuschlag.

Damit ist es dann aber auch endgültig genug, noch ein Schluck Alkohol und mein Magen sagt auf Wiedersehen. Also den besser mal mit Essen wieder auf Vordermann bringen und den Tag damit ausklingen lassen.

Trotzdem wieder eine sehr schöne Messe, nächstes Jahr gerne wieder. Dann kümmern wir uns auch frühzeitig um Karten.

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