Es war schon länger geplant, nun hat es stattgefunden – ein Tasting, das sich auf die japanischen Whiskys konzentriert. Fachliche Unterstützung gab es dabei durch Christian Herbst, der mit dem Sushi + Soul in München eine der wenigen Locations mit richtig großer Auswahl an japanischen Whiskys weltweit besitzt. Aber nicht nur die Masse macht es, Chris hat auch gezeigt, dass er einige von der Materie versteht und uns sehr unterhaltsam und mit reichlich Hintergrundwissen und Anekdoten durch den Abend geführt.
Meine bisherigen Erfahrungen mit japanischem Whisky waren sehr überschaubar. Die wenigen, die ich probiert hatte, waren zwar gut, konnte aber nicht gerade mit Eigenständigkeit glänzen. Dazu kam ein vergleichsweise hoher Preis. Die Sache mit der Eigenständigkeit konnte Chris bestätigen. In Japan schämt man sich nicht dafür, die schottischen Whiskys zu kopieren, sondern nimmt es als Herausforderung, besser zu sein als das Original (was nach Chris‘ Meinung im Schnitt auch gelingt) . Die Messlatte für dieses Tasting lag also schon mal auf einer recht ordentlichen Einstiegshöhe.
Die Eröffnung war ein Yoichi 10, einer der am weitest verbreiteten japanischen Whiskys. Mit 45% in Trinkstärke abgefüllt, schöne goldene Farbe. Der Geruch ist sehr weich und mit wenig Alkohol, aber trotzdem voluminös. Florale Noten, ein wenig Honig und reife Frucht dahinter (Birne?). Auch der Geschmack ist vollmundig, aber dabei mild und sehr gut trinkbar. Auch hier finden sich Fruchtnoten, eine leicht herbe Würzigkeit und Spuren von Holz, die dann in einer angenehmen, leicht malzigen Süße ausklingen. Ziemlich gut, überraschend komplex und dabei sehr angenehm zu trinken. Der Yoichi hält in der Tat, was er verspricht. Dass dieser Whisky vom World Whisky Magazine zum „best of the best“ gewählt wurde, kann man schon nachvollziehen. Feiner Tropfen.
Nummer 2 war dann gleich etwas recht Ausgefallenes (und in Deutschland auch kaum mehr Erhältliches). Chichibu „The First“, gerade mal 3 Jahre alt (und schon vor der Abfüllung ausverkauft), mit mächtigen 61,8 %. Junge Whiskys sind generell so eine Sache, oftmals mehr Spielerei zu überteuerten Preisen und bestenfalls ein Hinweis darauf, was mal aus einem Whisky werden kann, wenn er lang genug im Fass war. Der Chichibu kann allerdings überraschend gut bestehen. In der Nase finden sich neben dem deutlichen Alkohol erdige Noten und Beeren, mit etwas Wasser kommen Holz, etwas Rauch und vollreife Früchte dazu. Ganz unten liegt eine Note, die ich nicht fassen kann und die ich als etwas unangenehm empfinde. Aber ich komme nicht drauf, was es ist. Den Mund füllen starke Holznoten. Das ist interessant, denn ich kenne keinen Whisky, bei dem das Holz des Fasses so präsent ist, aber sich dabei so gut in den Geschmack einfügt. Manche Whiskys, die zu lange im Fass (oder in schlechten Fässern waren), haben einen durchdringenden und beinahe ekelhaften Holzgeschmack. Hier hingegen kommt das richtig gut. Der Abgang ist dem Alter geschuldet nur mittellang, bringt aber noch etwas Süße mit rein und wirkt überraschend reif. Mit Wasser wird er etwas gefälliger, büßt aber auch etwas an Besonderheit ein. Alles in allem jedenfalls eine ziemliche Überraschung und tatsächlich auch etwas Eigenes.
Der dritte ist kein Single Malt, sondern ein Pure Malt. Also ein Blend aus verschiedenen Single Malts aus dem Hause Nikka. Taketsuru 17, mit 43 %. Die Farbe ist rotgolden, der Geruch sehr würzig. Ein Gewürz sticht heraus und es liegt mir die ganze Zeit auf der Zunge, aber es will mir einfach nicht einfallen, welches es ist. Der Geschmack ist malzig und im Vergleich zum Chichibu eher flach, auch der Abgang gestaltet sich eher eintönig und etwas wässrig. Wenn man einen großen Schluck nimmt, entfaltet er sich besser und bekommt auch einen ganz schönen Schmelz. Aber einmal mehr funktionieren Blends bei mir einfach nicht besonders. Ich mag es, wenn der Geschmack sich verändert und verschiedene Noten rauskommen. Das ist auch hier nicht der Fall. Für mich persönlich der schwächste Vertreter an diesem Abend, auch wenn der Taketsuru zwei Jahre hintereinander Preise für den besten Pure Malt abgeräumt hat.
Kurze Pause, Antipasti, Frische Luft. Die gleich wieder die Lust auf weitere Whiskys weckt.
Eröffnet wird mit einem Yamazaki 18, und diese 18 Jahre hat er komplett in Sherryfässern verbracht. Die Farbe ist entsprechend sehr dunkel und aus dem Glas kommt einem auch deutlich und massiv der Sherry entgegen. Allerdings ohne Schwefelnoten, was auf ziemlich gute Fässer schließen lässt. Es gibt Assoziationen zu einer alten, schweren Ledercouch oder einem Ledersattel. Karamell ist auch dabei. Weit hinter dem Sherry finden sich auch noch eine weitere Note, die tatsächlich die Kirschblüte sein könnte, die sich in manchen Beschreibungen findet. Abgefüllt ist er mit 43% Trinkstärke und der Geschmack ist vor sehr harmonisch. Der Sherry ist natürlich sehr präsent, aber nicht übermächtig und lässt noch anderen Aromen Raum. Buttercreme, Schokolade, etwas Frucht, insgesamt eher herb und trocken, nicht übertrieben süß, was mir sehr gut gefällt. Die schmelzige Süße des Sherrys kommt erst sehr spät im Abgang heraus, bleibt aber auch hier eher im Hintergrund. Auch dieser Whisky kann sich durchaus sehen lassen.
Das wirkliche Highlight des Abends kommt aber nach dem Yamazaki – ein Miyagikyou Single Cask Malt, 16 Jahre alt, mit 54 %. Die Farbe ist sehr hell. In der Nase explodiert eine Fruchtbombe. Banane ist dominant, aber auch andere Fruchtnoten. Das setzt sich im Mund fort, volle Frucht, dabei etwas Holz und viel, viel Aroma – allerdings auch diesmal leicht herb und nicht zu süß. Auch bei diesem Whisky kommt erst ganz zum Schluss eine ganz leichte Süße dazu. Was soll ich sagen, das ist GENAU mein Ding! Hier haben wir auch Eigenständigkeit, denn ich hab zwar auch fruchtige Whiskys, aber nicht so wie diesen. Leider verliert er mit Wasser etwas und was einmal drin ist, bekommt man nicht mehr heraus. Und selbstverständlich ist das genau wieder der eine, der hier kaum zu beziehen ist. Klar.
Im Sushi + Soul gibt es nicht nur Whisky, sondern auch – TADAA – Sushi. Dazu nimmt man in Japan auch gern mal einen Whisky und so machen wir das jetzt auch. Chris hat zwei Platten mit Sushi mitgebracht und auch hier kann er überzeugen. Ich hab erst recht spät zum Sushi gefunden, bin aber dann gleich recht anspruchsvoll geworden. Das hier erfüllt alle Erwartungen, sehr gut und stimmig gewürzt. Und ja, der Miyagikyou passt in der Tat sehr gut dazu und besteht auch neben rohem Fisch und gebratener Lachshaut. Geil!
Auch der Abschluss ist etwas ausgefallen und in dieser Form nicht mehr erhältlich. Karuizawa „Multivintage“ Single Malt Noh, 27-30 Jahre, 59,1%. Karuizawa verwendet noch die originale schottische Gerstensorte „Golden Promise“, die in Schottland inzwischen überwiegend durch ertragreichere Sorten ersetzt wurde. Auch hier lässt die sehr dunkle Farbe Sherryfässer vermuten und der Geruch bestätigt dies umgehend. Ähnlich wie beim Yamazaki findet sich hier reichlich Sherry (ebenfalls ohne Schwefel), Leder, erdige Noten und etwas Nuss. Der Geschmack ist mächtig, aber auch hier deckt der Sherry nicht alles zu. Ebenso ist es eine eher dezente Süße, die von herben Noten ausgeglichen wird. Der Karuizawa verträgt ordentlich Wasser und bleibt auch dann noch ziemlich mächtig. Für Sherryfreaks ebenfalls eine Empfehlung. Erwähnenswert ist auch noch das ziemlich ausgefallene Etikett. Bei der ganzen Reihe der NOH-Whiskys hat man sich hier wohl ziemlich ausgetobt.
Was ist nun das Fazit des Abends? Mein Eindruck, dass man sich eher an den schottischen Vorbildern orientiert als etwas ganz Eigenes zu schaffen, hat sich überwiegend bestätigt. Allerdings kann man die Aussage von Chris bezüglich der Qualität nicht von der Hand weisen. Zumindest in dieser Auswahl war keine handwerkliche Schwäche auszumachen, das war alles auf sehr hohem Niveau. Hier können die Japaner auf alle Fälle punkten.
Trotzdem, sie sind nicht unbedingt einfach zu bekommen und rufen dann auch durch die Transportwege und den Zoll recht ordentliche Preise auf. Eine Alternative sind sie aber in jedem Fall.
Danke an Chris und die Jungs von Munich Spirits! Das war sehr interessant und hat auch wieder richtig Spaß gemacht!
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