Whisky und Schokolade – 25. Whiskytasting von Munich Spirits

Am Vorabend der Münchner Whisky- und Spirituosenmesse Finest Spirits gibt es traditionell ein „Aufwärmtasting“ bei Munich Spirits. Diesmal mit einem der Aussteller auf der Messe, was in Zukunft etabliert werden soll. Wir wurden also von Robin Pitz von der Villa Konthor aus Limburg durch den Abend geführt.

Zum Angebot der Villa Konthor gehört neben Whisky und Wein auch Schokolade. Unter anderem hat man eine eigene „Whisky & Chocolate“-Reihe, in der man die beiden kombiniert. Wein und Essen (vor allem auch Schokolade) kann extrem reizvoll sein. Mit Whisky ist das nicht so verbreitet, aber nicht weniger reizvoll, wie der Abend zeigen sollte. Die Kombinationen stammten allerdings nicht aus der erwähnten Kollektion, sondern waren extra für dieses Tasting aus Whiskies der Villa Konthor und The Whisky Agency (die eng mit der Villa Konthor verbunden ist) sowie aus Schokoladen der Konditorei Vogel aus Limburg zusammengestellt.

Die Eröffnung war ein Ben Riach, 15 y.o., 53,2% von The Whisky Agency. Ein leichter Whisky aus dem Bourbonfass, mit Honig- und Fruchtnoten (Orange?) sowie Vanille in der Nase. Der erste Schluck kommt mit deutlichem Alkohol, der aber schnell verpufft und einer fruchtigen Süße Platz macht. Der Abgang ist zwar eher kurz, entwickelt sich aber deutlich. Auch ohne Schokolade schon ein richtig feiner, leichter Whisky (der dann auch zwei Tage später auf der Messe den Besitzer gewechselt hat ;-). Dann nach dem ersten Schluck ein Stück Schokolade, weiß mit Meersalz drin. Auch die gefällt mir für sich allein schon ausgesprochen gut. Ich mag generell die Kombination von süß und salzig, die einen ziemlichen Suchtfaktor entwickeln kann. Hier kommt sie nochmal besser, weil sie die an sich immer ziemlich süße weiße Schokolade entschärft.
In Kombination mit dem Whisky treten sowohl Salz wie auch Alkohol nochmal deutlicher zu Tage. Die Fruchtigkeit tritt in den Hintergrund, dafür wird die Süße cremiger und legt sich über den ganzen Mundraum. Interessant, aber in diesem Fall fand ich beide Komponenten einzeln besser.

Nächster Versuch, ein Clynelish mit 14 Jahren und 52,7%, ebenfalls von The Whisky Agency. Diese Destilliere hoch aus den nördlichen Highlands hat mich schon öfters begeistert, was in diesem Fall aber leider ausbleibt. Auch wenn ich mit dieser Meinung an diesem Abend eher allein dastand, finde ich diese Abfüllung eher einseitig und unspektakulär. Der Geruch wird von Zitrusfrüchten dominiert und ist sehr frisch. Geschmacklich gibt es auch hier deutlichen Alkohol und eine leichte Süße, die im Abgang dezent bitter wird. Die Schokolade ist in diesem Fall eine Vollmilchschokolade mit indischem Curry. Die gefällt mir wiederum ganz gut und hat ihren Reiz. Und in diesem Fall funktioniert auch die Kombination mit dem Whisky super. Extrem schmelzig und der Curry gibt dem Whisky genau den Kick, der ihm meiner Meinung nach fehlt. Zusammen auf alle Fälle sehr gut.

Nummer Drei ist lediglich als „Speysider aus dem Tal des grünen Grases“ deklariert und ist demzufolge ein Glenfarclas. Dort ist man sehr eigen, was die Verwendung des Namens angeht und so findet sich dieser fast ausschließlich auf den Flaschen aus der eigenen Abfüllung. Dieser hier ist aber ebenfalls von The Whisky Agency, 16 Jahre alt, mit 46% und mit seiner dunklen Farbe offensichtlich aus dem Sherryfass. Da es sich bei allen Whiskies aus dem Sortiment um ungefärbte Einzelfass-Abfüllungen handelt, darf man den Augen in diesem Fall trauen. Auch im Geruch tritt das Sherryfass deutlich zu Tage. Holz und Schwefel sind deutlich da, werden mit der Zeit und etwas Luft aber immer harmonischer. Auch im Mund deutlicher Sherry, erst kräftig, dann mit einer leichten Bitterkeit, die den Speichel zusammenzieht und dann in einen mittellangen, süßen Abgang übergeht. Kommt gut!
Dazu wurde eine Wildschokolade gereicht, die also nicht aus der Plantage stammt, sondern von wild wachsenden Pflanzen gesammelt wurde. Viel Kakao, ebenfalls leicht bitter und an Grapefruit erinnernd. Ebenfalls für sich schon richtig gut.
Die Kombination von beidem fand ich eher eigenwillig, aber schon ziemlich geil. Beides war für sich noch erkennbar, hat dem Partner aber nochmal ganz andere Noten entlockt. Wobei die Schokolade dabei etwas mehr gewonnen hat als der Whisky.

Damit war die Halbzeit erreicht und statt Whisky und Schokolade war es damit an der Zeit für Wasser und Antipasti.

Im zweiten Teil ging es erst mal ohne Schokolade weiter. Zur Eröffnung durfte ein Isle of Jura mit 23 Jahren und 56,3% in einer Abfüllung der Villa Konthor antreten. Während mich die Originalabfüllungen aus dieser Destillerie bislang wenig begeistert haben, konnte diese auf ganzer Linie überzeugen. Die Nase betritt ein Herrenzimmer mit alten Ledermöbeln, leicht krautigen Noten und natürlich Sherry, der aber dezenter ist als beim Vorgänger. Der Geschmack ist kräftig, würzig und adstringierent, der in einem langen und vielschichtigen Abgang zur Süße des Sherrys kommt. Ein massiver Schlechtwetterwhisky, der durch das Sherryfass Komplexität bekommt und auch nach dem Essen bestehen kann.

Eine ganz andere Nummer ist der nächste Tropfen. Ein Bunnahabhain mit stolzen 35 Jahren und 48,8%, auch wieder von der Villa Konthor. Dieser Whisky ist schon ein alter Herr und braucht wirklich Zeit, um all seine Stärken auszuspielen. Die Faustregel „Eine Minute pro Jahr“ ist hier nicht ganz falsch. Der Geruch ist tiefgründig und erinnert im ersten Moment entfernt an Weißwein. Grüne Äpfel mischen sich dazu und nach mehreren Minuten kommt immer mehr und reifere Frucht, eher in Richtung weißer Trauben. Der Geschmack ist (wie meist bei dieser Destillerie) eher elegant als extrem, erst kräftig, dann blumig und schließlich auch hier mit viel Frucht und feiner Süße. Richtig feiner Stoff und der klare Gewinner des Abends!

Zum Abschluss geht man gern mal zu den Torfbomben von Islay und so bleiben wir auf der Insel. Bei der Villa Konthor gibt es einen zehnjährigen Laphroaig aus dem Bourbon Cask mit 46%. Das klingt erst mal unspektakulär, ist es aber nicht. Im Gegensatz zu der Standardabfüllung, die tendenziell immer eindimensionaler wird, ist der Torf und das Jod hier besser integriert und nicht ganz so vordergründig. Sowohl in der Nase wie im Mund finde ich den ein gutes Stück gefälliger und ausgewogener.
Auch wenn das einige verwundern mag – genau zu diesem Whisky gibt es wieder Schokolade. Und diese Kombination kann wirklich alles. Die Schokolade ist etwas ganz Spezielles, hoher Kakaogehalt, rosa Pfeffer, Meersalz und geriebene Kakaobohnen. Das ist einigen zu extrem, schmeckt mir aber schon für sich ausgezeichnet. Der Überflieger ist es aber in Kombination mit dem Laphroaig. Daraus entsteht ein ganz eigener Geschmack, in dem sowohl Torf und Rauch beim Whisky wie auch Pfeffer und Salz in der Schokolade in den Hintergrund treten und Platz machen für – ja, wofür eigentlich? Ich kann es nicht mit Worten beschreiben, aber es ist ziemlich irre!
Da muss ich wohl zu Hause selber noch experimentieren. Mit einem Konditor in der Familie hat man ja Möglichkeiten …

Alles in allem ein sehr interessantes Tasting, das durchaus neue Erkenntnisse gebracht hat. Gelungene Einstimmung auf die Messe! (Bericht folgt in Kürze)

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