Am Abend vor der Finest Spirits findet jedes Jahr ein Tasting statt, bei dem einer der Aussteller sein Messesortiment für Munich Spirits schon mal vorstellt. Das hat für die Teilnehmer den Vorteil, das Sortiment in Ruhe durchtesten zu können. Bei Gefallen führt das zu entsprechende Mundpropaganda auf der Messe, was dem Aussteller sicher auch nicht schadet. Diesmal war das Robin Pitz von der Villa Konthor in Limburg, der uns vor ein paar Jahren schon mal beehrt hatte. Die Spezialität der Villa Konthor sind neben den eigenen Abfüllungen die Kombination derselben mit exklusiven Schokoladen aus der kleinen Manufaktur von Andreas Vogel aus Braunfels. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass beides für sich allein schon überzeugen kann. Richtig spannend wird es aber durch die Kombination, die oftmals unerwartetes zu Tage bringt. Ich bin nun an sich gar nicht mal der große Schokoladenfan, aber hier finden sich doch immer wieder tolle Sachen.
Clynelish bottled for Villa Konthor, 9 Jahre, 51,4%, Bourbon Cask, mit Bharata Schokolade
Der Einsteiger klingt auf dem Blatt nach einem recht typischen Vertreter aus den Highlands. Genau so gibt er sich dann auch. Er startet mit viel reifer Frucht, Gummibärchen und Weinnoten im Geruch. Mit vollmundiger Frucht und Vanille geht es auch im Mund weiter, der mittellange Abgang bekommt eine malzige Süße. Das finde ich allein schon sehr ansprechend, mit dem Whisky könnte ich gut einen Abend verbringen, ohne das mir viel fehlen würde.
Die Bharata ist eine Vollmilch-Schokolade mit Pfeffer und Curry. Die Gewürze überwiegen hier klar die Süße, was ich ganz angenehm finde. Für die Kombination mit dem Whisky muss man einen großen Schluck nehmen, sonst kommt der Clynelish nicht gegen die Schokolade an. Dann aber ergibt das eine gute Kombination aus Früchten und Gewürzen, die dem Schotten einen asiatischen Touch verleiht.
Tobermory, 12 Jahre, Manzanilla Finish, 46,3%, mit Muskat Tanimbar Schokolade
Tobermory bringt gerade eine Serie von sechs Abfüllungen mit verschiedenen Nachreifungen heraus. Kauft man alle zusammen, kann man an einer Verlosung über einen 42jährigen Tobermory teilnehmen. Ob der Plan nun allgemein aufgeht, kann ich nicht sagen. Ich werde an diesem Abend eher nicht angefixt. Hier nun ist das Finish in einem Fass geschehen, in dem Manzanilla – also trockener Sherry – gereift hat. Die Farbe ist dementsprechend dunkel, der Geruch wuchtig und beinahe medizinisch, mit Erde und Leder und viel bitteren Noten. Der Geschmack ist sehr eigen. Zwar erinnern Schwefelnoten an das Sherryfass, dazu gibt es aber noch etwas ziemlich ungewöhnliches, das wir nicht so ganz deuten können. „Quarkig“ beschreibt es noch am ehesten. Der Abgang ist relativ kurz und sehr trocken. Das ist nicht uninteressant, aber kaufen würde ich den wohl kaum, Verlosung hin oder her. Das gilt auch für die Schokolade. Muskat im Kartoffelpüree ist ein Muss, in der Schokolade fällt das für mich auch eher unter interessant als unter Hochgenuss. Die Kombination aus beiden funktioniert dann allerdings überraschend gut. Hier gewinnen die spannenden Aspekte von beiden und so macht das auch durchaus Spaß.
Westport Blended Malt bottled for Villa Konthor, 2006, 11 Jahre, Refill Sherry Cask, 52,5%, mit Taj Mahal Schokolade
Offiziell ist der Westport ein Blended Malt, tatsächlich ist es ein Single Malt von Glenmorangie, dem eine winzige Menge Glen Moray hinzugefügt wurde. Der Grund dafür ist, dass dieser für die Verwendung in Blends verkauft wurde und man verhindern will, dass der Käufer ihn unter dem großen Namen weiterverkauft.
Die erste Nase erinnert unangenehm an Lösungsmittel, aber das verfliegt sehr schnell und macht Platz für Zitrusnoten und etwas Gewürz. Im Mund ist er erst leicht scharf, dann folgt voluminöse Frucht, die in einem mittellangen, warmen Abgang endet. Das gefällt mir ähnlich wie beim Clynelish schon alleine sehr gut, der Westport wirkt dabei aber schon deutlich reifer. Die Taj Mahal ist eine Zartbitterschokolade mit 70% Kakao und gestoßenen Kaffeebohnen drin. Beides zusammen entwickelt sich völlig anders. Espresso mit Zitrone wird ja gern mal als Katermittel empfohlen. Probiert hab ich das noch nicht, aber daran muss ich spontan denken, wobei das jetzt unangenehmer klingt, als es tatsächlich ist. Trotzdem würde ich den Westport im Zweifel eher alleine trinken. Neben dem Clynelish kommt der hier in die engere Wahl für eine Messeanschaffung.
Caol Ila Signatory, 2007, 10 Jahre, Bourbon Barrel, 46%, Jubiläumswhisky der Villa Konthor, mit Maldon Sea Side Schokolade
Rauchiger Whisky und salzige Schokolade war beim letzten Mal schon ein Highlight, wir sind also gespannt. Der Caol Ila gibt sich sehr rauchig aber wenig torfig. Viel kalter Rauch in der Nase, aber überraschend mild im Geschmack, wobei auch hier der Rauch dominiert. Dahinter findet sich noch ein bisschen Frucht, bis dann ein klarer Abgang kommt, bei dem der Rauch aber bis zum Ende stehen bleibt. Insgesamt eher straight und ausgewogen als komplex.
Die Maldon Sea Side ist eine helle Vollmilchschokolade mit Karamell, Nüssen und eben Salz. Selbiges hält sich zwar eher im Hintergrund, führt aber durchaus zu dem Verlangen, immer wieder ein Stück nachzulegen. Zusammen mit dem Whisky wird das Salz deutlicher und auch diesmal ist die Verbindung mit dem Rauch absolut top. Hier kommen noch die Nüsse obendrauf, was dem Ganzen nochmal einen Kick gibt. Enormer Suchtfaktor!
Tormore bottled for Villa Konthor, 21 Jahre, Bourbon Cask, 47,6%
Nach der Essenspause gibt es keine Schokoladen mehr, dafür aber exklusivere Whiskys. Wir starten mit einem Tormore, der wieder in eine ähnliche Richtung geht wie Clynelish zu Beginn. Viel rote Früchte, ein wenig Würze und ein sehr schöner cremiger Schmelz mit einem langen Abgang. Da gibt es wenig zu meckern, diese Richtung ist seit einiger Zeit so ziemlich genau mein Ding. Allerdings hab ich auch schon ein paar Flaschen aus der Ecke im Regal stehen.
Tobermory, 22 Jahre, Port Finish, 46,3%
Noch eine Abfüllung aus der Tobermory-Serie, die mich allerdings genau so wenig überzeugen kann wie der in der ersten Runde. Man kann Traubenschalen und dezenten Wein riechen, was beim Portfass keine große Überraschung ist. Geschmacklich gibt es eher herbe, trockene Würze als süße Noten, was den Whisky stärker wirken lässt, als er ist. Auch im Abgang bleibt er trocken, spät kommen dann wieder die Trauben raus. Der hat sicher seine Fans, ich werde aber keiner.
Glenrothes bottled for Villa Konthor, 1997, 19 Jahre, Sherry Butt, 50,3%
Dunkle Farbe, Kaffee und Leder in der Nase, da wird das Sherryfass nicht verheimlicht. Auch im Mund dominieren schokoladige, tiefe Süße, die in einen leicht bitteren, malzigen Abgang übergeht. Durchaus gelungen, aber mir ist der Sherry hier zu dominant.
Islay South Shore bottled for Villa Konthor, 2007, 10 Jahre, Bourbon Cask, 59,9%, Jubiläumswhisky der Villa Konthor
Drin ist ein Lagavulin, draufschreiben darf man das aber nicht. Im Gegensatz zum Caol Ila gibt es hier viel Torf statt Rauch, der Schwarzwald lässt aber trotzdem grüßen. Im Mund hat er viel Power, Meer und Seetang kommen raus. Ein Whisky für den Sessel vor dem Kamin wenn draußen der Ozean gegen die Klippen donnert.
Feine Sachen dabei und die Sache mit der Schokolade gibt dem Ganzen einen besonderen Kick. Lustigerweise haben mich heute die günstigsten Abfüllungen am meisten überzeugt. Allerdings sind die Preise für die Abfüllungen der Villa Konthor grundsätzlich in einem sehr fairen Rahmen. Ich freu mich schon aufs nächste Mal!
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